Stellen Sie sich vor, ein ebenso genialer wie wahnsinniger Forscher kreuzt nach einer durchzechten Nacht in seinem Geheimlabor wahllos unterschiedliche Tiere seines Bestiariums und betrachtet am nächsten Tag nachhaltig beeindruckt das zusammengewürfelte Ergebnis: Die Kreatur vor ihm hat die Farbe und die Form eines Regenwurms und die derb-ledrige Haut eines Nacktmulls. Sie windet sich auf dem Labortisch wie eine angriffslustige Kreuzotter und produziert dabei am ganzen Körper Schleim wie dreißig Nasen eines schwer erkälteten Walrosses. Auf dem Weg zu ihrer Entstehung sind die Augen verloren gegangen, ebenso fehlt ein Ober- und Unterkiefer. Am vorderen Ende präsentiert das Wesen eine von Tentakeln umstandene Öffnung, hinter der zwei seitlich angebrachte Platten liegen, auf denen dolchartige Zähne zu sehen sind wie die gekrümmten Hörner eines Dämons. Sie sagen, das gibt's nicht? Doch, das gibt es. Allerdings ist dieses Tier nicht durch finstere Machenschaften eines Schwarzmagiers in einem Fantasy-Epos oder eines seelenlosen Genforschers einer geheimen Forschungsanlage entstanden.
Nein, solche bezaubernden Wesen entstehen im Laufe der Evolution regelmäßig.
In den tiefen Fjorden Norwegens zeigen sich auch an anderen Stellen fantastische Lebewesen, die sonst nur in wesentlich größeren Tiefen vorkommen: Riesige Koboldaugen und eine bizarr geformte Nase prägen die Chimäre, auch Seekatze genannt, die auf der Suche nach Krebstieren und Muscheln bei Nachttauchgängen gut beobachtet werden kann. Die knallrote Kronenqualle findet im Trondheimfjord offenbar sehr gute Lebensbedingungen und vermehrt sich so schnell, dass sie zu einem Problem für die Fischerei geworden ist. Im schlammigen Meeresboden verankert, wachsen Seefedern, die auf den ersten Blick wie fein verzweigte Bäumchen aussehen, aber in Wirklichkeit eine Kolonie von Polypen darstellen, die mit ihren Tentakeln Nahrung aus dem Wasser fischen. Und die bunten Nacktschnecken haben Farben und Formen, die dem oben erwähnten Schwarzmagier vermutlich niemals in den Sinn kommen würden.
In den Meeren gibt es so viele Arten, die den Bonus "Kullerauge" nicht besitzen und daher von vielen Menschen als bizarr, fremdartig oder sogar abstoßend angesehen werden. Und doch spielen diese Tierchen wichtige Rollen im Ökosystem Ozean und sind genauso schützenswert wie die großen Wale oder die flauschigen Robben.
Imagine after a night of drinking in his secret laboratory an ingenious and insane researcher crosses randomly selected animals of his bestiary and the next day views the ragged result sustainably impressed: the creature in front of him has the colour and shape of an earthworm and the rough-leather skin of a naked mole-rat. It writhes on the lab bench like an aggressive viper, producing mucus all over her body like thirty noses of a walrus with a severe cold. On the way to its creation, the eyes have been lost, as well as an upper and lower jaw. At the front end, the creature presents an opening surrounded by tentacles, behind which are two side-mounted plates showing dagger-like teeth like the curved horns of a demon. You say that's not possible? Yes, it certainly is. However, this animal was not created by the dark machinations of a black magician in a fantasy epic or a soulless genetic researcher in a secret research facility.
No, such fascinating creatures are created in the course of evolution.
In the deep fjords of Norway fantastic creatures which otherwise only occur at much greater depths are also found in other places: giant goblin eyes and a bizarrely shaped nose characterise the chimaera, also known as a ghost shark, which can be easily observed in the search for crustaceans and mussels during night dives. The bright red helmet jellyfish in the Trondheim fjord apparently finds very good living conditions and reproduces so quickly that it has become a problem for fisheries. Anchored in the muddy sea bottom, there are sea pens which at first glance look like finely branched trees, but in fact represent a colony of polyps fishing for food out of the water with their tentacles. And the colourful sea slugs have colours and shapes that would probably never enter the imagination of the above-mentioned black magician.
There are so many species in the oceans that do not have the bonus of 'big baby eyes' and are seen by many people as bizarre, alien or even repugnant. And yet these small animals play important roles in the ocean ecosystem and are just as worthy of protection as the great wales or the fluffy seals.