Die Jagd auf den Thun

Insgesamt habe ich vier Tage auf einem Fischerboot zwischen den Atollen der Malediven verbracht, um die sogenannte "Pole and Line" Fangtechnik zu dokumentieren. Diese Methode des Fischfangs ist mehrere Jahrhunderte alt und wird in allen Meeren angewendet. Sie hat zwei entscheidende Vorteile gegenüber dem industriellen Fischfang mit Treibnetzen und Langleinen: Zum einen entsteht keinerlei Beifang, da nur ganz gezielt die Thunfische aus dem Wasser geholt werden. Zum anderen kann diese Fischerei von kleinen Gemeinschaften in küstennahen Gewässern betrieben werden und damit zum Wohlstand und zur Entwicklung der Atolle beitragen.

Bei den Gesprächen mit den Fischern und bei der Dokumentation ihrer Arbeit mit meiner Kamera wird mir die unmittelbare Bedrohung für den Ozean jedoch offensichtlich: Die benötigten Köderfische, die zum Anlocken der großen Thunfische am Heck des Bootes genutzt werden, machen sich rar. Besser gesagt, der Mensch macht sie rar, denn die zunehmende Überfischung und große Schäden an Korallen durch den Klimawandel haben auch zum Verschwinden der Rifffische geführt.

Vor fünfzehn Jahren war es ausreichend, große Lampen über die Bordwand zu hängen und die angelockten Fische mit dem Kescher abzugreifen. Heute haben sich die Schwärme in benachbarte, weniger befischte Atolle zurückgezogen und leben in viel größerer Tiefe. Die Fischer müssen ihnen mit der Pressluftflasche folgen und tauchen dabei auch mitten in der Nacht bis auf 50 Meter. Ein gefährlicher Weg, der immer häufiger zu schweren Unfällen führt, verursacht durch schlechte Ausrüstung, geringe Erfahrung und Überanstrengung. Die angelockten und gefangenen Thunfische werden in den letzten Jahren immer kleiner, einige von den auf meiner Reise geköderten Tieren waren vermutlich noch nicht geschlechtsreif und konnten sich noch nicht fortpflanzen.

Hunting Tuna

I spent a total of four days on a fishing boat amongst the Maldive atolls to document the so-called ‘pole and line’ technique. This method of catching fish is several thousand years old. It has two decisive advantages over industrial fishing with trawl nets and long lines: on the one hand, there is no by-catch since only the tuna are removed from the water, and on the other, this type of fishing can be carried out by small communities in coastal waters and thus contribute to the prosperity and development of the atolls.

In conversations with the fishermen and during the documentation of their work with my camera, the immediate threat to the ocean become crystal clear: the bait used to lure the large tuna to the stern of the boat are becoming rarer. Or more clearly, humans are making them rare, for increasing overfishing of the oceans and the extensive damage to corals due to climate change have led to the disappearance of reef fish.

Fifteen years ago, it was enough to hang powerful lamps over the side of the boat and to ease the lured fish out with the net. Today, the swarms have moved to the neighbouring, less-fished atoll and live at greater depths. The fishermen have to follow them with tanks of compressed air and dive in the middle of the night to depths of up to 50 m. A dangerous enterprise which often leads to serious injury, caused by bad equipment, little experience and tiredness. Additionally, the lured and caught tuna fish have become smaller in recent years, some of those baited on my journey were probably not yet mature and had not yet been able to reproduce.