Im arktischen Ozean rund um die Inselgruppe von Svalbard leben entzückende Wesen: Die einen haben großen Hunger und große Zähne. Die sie aber nicht zur Nahrungsaufnahme nutzen, sondern im dauernden Streit um den besten Schlafplatz. Warum die schwabbelig-dickhäutigen Walrösser so dicht gedrängt und gestapelt neben- und übereinander am Strand liegen, dass kein polarer Kieselstein dazwischen zu sehen ist, kann niemand richtig erklären. Das Ergebnis sind braune Haufen riesiger Klöße, die blubbernd, rülpsend und furzend die Luft verpesten und sich bei der kleinsten Ruhestörung durch explosive Umlagerung in rabiate Aggressoren verwandeln und wutschnaubend mit ihren massiven Stoßzähnen die Nachbarn malträtieren. Alternativ gehen die schwerfälligen Muschelfresser im Ozean auf Nahrungssuche, nachdem sie sich in einem lautstarken Kleinkrieg den Weg zum Wasser freigekämpft und die letzten Meter in einer ewig andauernden Todesrolle in Slow-Motion bewältigt haben.
Die anderen Wesen haben ebenfalls großen Hunger und kommen in großer Zahl vor, ihre Zähne sind aber vergleichsweise winzig beziehungsweise gar nicht vorhanden. Die Flügelschnecke Limacina helicina lebt im offenen Wasser in riesigen Mengen und spielt damit eine zentrale Rolle im Nahrungsnetz der Arktis. Wenn sie nicht gerade von Fischen, Vögeln, Walen oder Robben gefressen wird, ernährt sie sich von Plankton, das sie mit einem selbst erstellten Schleimnetz aus dem Wasser fischt. Ihr Erzfeind kommt aus der eigenen Verwandtschaft der geflügelten Schnecken: Der Meerengel Clione limacina ist ein äußerst hübscher Vertreter dieser hochangepassten Lebewesen, der sich fast ausschließlich von der kleinen Limacina ernährt und sie mit einem ausfahrbaren Schlundrüssel packt. Mit den kleinen Flügeln an der Seite sieht Clione tatsächlich wie ein Engel aus, der mühelos und harmlos durch das Polarmeer schwebt. Seiner Lieblingsmahlzeit erscheint das Tier mit den Hörnchen aber sicherlich wie der leibhaftige Teufel.